„Und was, wenn wir am Ende scheitern?“
„Vielleicht haben wir etwas Wichtiges übersehen.“
„Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen – die Risiken gehen mir nicht aus dem Kopf.“
Kommen dir solche Stimmen bekannt vor? (Post 2 der Serie: Die 8 Archetypen der inneren Sprache)

In Veränderungsbegleitungen sitzt oft jemand im Raum, der bei gefühlt jedem Vorschlag sofort die Risiken aufzählt. Schnell denkt man da: „Kann der oder die mal nicht nur negativ denken?“ Abgesehen davon, dass eine gute Risikoanalyse und -prozess in jedem Changevorhaben wichtig ist, sind auch diese Stimmen sind unglaublich wichtig. Sie bringen die Perspektive ein, die uns zwingt, nicht blauäugig loszulaufen – sondern zu bedenken, was passieren könnte.

Das Spannende ist: Grübeln ist ein uraltes Frühwarnsystem. Unsere Vorfahren überlebten, weil sie Gefahren antizipierten:
👉 „Was, wenn das Feuer ausgeht?“
👉 „Reicht das Essen für den Winter?“
Neurobiologisch arbeiten dabei die Amygdala (Gefahrenerkennung) und der präfrontale Kortex (Szenarienplanung) eng zusammen. Das hält unsere Stressachse aktiv – und soll zu Handlungsplänen führen. Das Bedürfnis dahinter:  Sicherheit, Kontrolle, Vorhersagbarkeit.

Was höre ich in Organisationen?
„Das wird nie funktionieren.“ → Ausdruck von Angst vor Risiken.
„Wir brauchen noch einen Plan B.“ → Wunsch nach Sicherheit.
„Lasst uns lieber warten, bis wir mehr wissen.“ → Bedürfnis nach Vorhersagbarkeit.

Grübeln kann lähmen – oder es kann der Schlüssel sein, Risiken bewusst zu managen. Der Transformationspfad:
Adaptiv: Grübeln zeigt Risiken auf und schützt vor Blindflug.
Maladaptiv: Endlosschleifen → Lähmung, Entscheidungsangst, Schlaflosigkeit.
Transformativ: Grübelenergie in klare Schritte übersetzen:
👉 Worst-Case benennen.
👉 Plan B entwickeln.
👉 Szenarien nutzen, um handlungsfähig zu bleiben.

Ein wunderbares Tool dafür ist u.a. das WOOP-Modell von Gabriele Oettingen (Wish – Outcome – Obstacle – Plan). Damit wird aus Sorge ein strukturierter Zukunftsentwurf, der ins Handeln führt.

Praxisimpulse für den Alltag:
👉 Im Coaching: z.B. Grübeln externalisieren („Wenn diese Stimme eine Figur wäre…“), mit WOOP in Handlung übersetzen.
👉 In Führung: Sorgen anerkennen: „Danke, dass du die Risiken aufzeigst.“ → dann Verantwortung für die nächste Handlung klären.
👉 In Change: Grübelstimmen aktiv anregen. Zeit und Räume trennen zwischen Szenarien ausarbeiten und Risiken bewerten.

Diese Stimmen sichern uns ab, damit wir wirklich gut vorbereitet in die Zukunft gehen.

Welche Grübel-Stimmen kennst du – und wie nutzt du sie, statt dich von ihnen lähmen zu lassen?

👉 Dieser Post ist Teil meiner Serie zu den 8 Archetypen der inneren Sprache.
Warum ich das Modell entwickelt habe? Weil genau diese Stimmen zeigen, was Menschen im Coaching, in Führung und in Change wirklich brauchen – und nutze es gern in Keynotes, Workshops, Fortbildungen & Organisationsbegleitung.
Im ausführlichen Artikel findest du das ganze Modell (Link im Kommentar).

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