Spannend ist es immer, wenn mir Menschen über Veränderungsprojekte in ihren Firmen erzählen. Was dabei geschehen ist. Und wie sie sich als Mitarbeiter:innen fühlen.   An einer Geschichte knapse ich noch immer. In Kürze: Da wurden alle Mitarbeitenden in einem Bereich auf ihr „Mindset“ (für den Change, das neue Vorhaben) im Assessment Center überprüft. Auf Grund der quantitativ (!) benoteten Ergebnisse lag dann fest, ob sie ihren Job behalten konnten, einen neuen erreichen oder ganz ausscheiden.   Ich empfinde das als grausam. Fehlen von Empowerment und Potenzialhebung. Negierung von Organisationssystemik /-Theorie in der Praxis. Verletzung der psychologischen Grundbedürfnisse der Beteiligten. Die können wir in Veränderungen nicht komplett vermeiden. Während ich noch versuche, die (ich gehe davon aus, guten) Intention des Change-Teams hinter dem Vorgehen zu verstehen und glaube, auch nachvollziehbare Ansätze gefunden zu haben, gibt es drei plus eins Impulse dazu von mir: 
  1. “Mindset change follows behavioural change.” Verhaltensveränderungen sind der Schlüssel in Veränderungsvorhaben. Sie machen den Unterschied. Nicht Mindset. Mindset macht vielleicht ein Sechstel in Verhaltensveränderungen aus. Und ist schwer von außen zu beeinflussen. Wenn jemand meinen Mindset ändern will, wehre ich mich. Zurecht. Praxistipp: erwähnt als Führungskräfte das Wort „Mindset ändern“ lieber nicht in Eurer Kommunikation. (Falls jemand mehr wissen will, ich halte dazu Vorträge). Nutzt als Hebel lieber Teamdynamiken und andere Methoden.
  1. Organisationssysteme, Strukturen und Prozesse bestimmen unser konkretes Verhalten und beeinflussen so auch unser Mindset viel mehr als zumeist gedacht. Limitieren Potenziale, fördern Bouncebacks im Verhalten in Veränderungen, führen aufgrund von teils nicht wertschöpfenden, kunden-/ziel-orientierten Foki zu viel Frustration. Tiefes Thema. Nur so viel: wer kennt die Beispiele nicht, wenn angeblich „nicht leistungsfähige“ Mitarbeiter:innen in anderen Bereichen oder Unternehmen aufblühen? Wir haben die Aufgabe, das alles mitzudenken. 
  1. Bevor wir auf „Mindset“ assessen, können wir Erfahrungsräume öffnen, in denen Menschen ihre Potenziale entfalten können. Experimente starten, beenden, evaluieren. Coaching, Personal- und Teamentwicklung kommen hinzu. Wir tragen Verantwortung. Gegenüber Menschen, die wir über Jahre durch Systeme, Prozesse, Strukturen, Belohnungen, Sanktionierungen und Führung geprägt haben. Und: kann ich es mir in heutigen Zeiten wirklich leisten durch so ein Vorgehen Menschen zu entlassen und die, die bleiben, dauerhaft zu demotivieren?
Plus: Wenn Abbau notwendig ist, dann gebt zumindest den kleinen Teams die Möglichkeit, einen Abschied zu haben. Vor allem auch für die (vielen) bleibenden Mitarbeiter. Die sollen ja morgen wieder leistungsfähig mit dem richtigen Mindset das Unternehmen nach vorne bringen ;-).   #change #organisationsentwicklung #personalentwicklung #mindset   

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