Warum Veränderungskommunikation vor Weihnachten oft mehr zerstört als verändert. Heute sind es noch 50 Tage bis Heiligabend. Die letzten Tage des Jahres haben für viele eine besondere Stimmung: Kerzenlicht, Reflexion, Ruhe. Und dann – kommt die E-Mail. „Umstrukturierung“, „Veränderung der Teams“, „Anpassung der Personalkapazitäten“. Kurz vor dem Fest.
Was in der Führung manchmal als „noch schnell erledigen vor Jahresende“ gedacht ist, wirkt bei Mitarbeitenden ganz anders: wie ein Tritt in die Stille. Neuropsychologisch betrachtet ist das sogar hochproblematisch.
Denn wenn Menschen mit schlechten Nachrichten allein gelassen werden,ohne Möglichkeit zur kollektiven Verarbeitung (spricht mit dem Team) greift unser Gehirn zu einem seiner Lieblingsmechanismen: Katastrophisieren.
Allein in der stillen Kammer, ohne Austausch, ohne Führung, werden aus Fragen Hypothesen. Und aus Hypothesen: Ängste.
➡️ Studien aus der Emotionsforschung (etwa von James Gross und Lisa Feldman Barrett) zeigen, dass kollektives Verarbeiten nicht nur emotional entlastet, sondern auch kognitive Verzerrungen reduziert. Gespräche helfen, Einordnungen zu finden. Da sollten die Führungskräfte nah und regelmäßig dran sein, echt Zuhören, in den Dialog gehen und auch gerne Einordnung geben.
Besonders heikel wird’s, wenn es, wie ich es oft grad in börsennotierten Unternehmen wahrnehme, vor Jahresende noch „schnell“ eine Kommunikation der Veränderung braucht. Wahrscheinlich um Rückstellungen zu ermöglichen oder andere finanz- und aktienrechtliche Gründe. Die betriebswirtschaftliche Logik steht dann allerdings oft im Widerspruch zur psychologischen Realität.
Wenn Veränderung nötig ist: klar kommunizieren. Doch dann bitte nicht am Freitag, nicht vor Ferien und schon gar nicht vor Weihnachten. Denn: Wer emotionale Unsicherheit sät, riskiert nicht nur kurzfristige Demotivation, sondern oft auch langfristige Konsequenzen. Menschen sind generell mental belasteter. Und so mancher nutzt die Feiertage zur Neuorientierung und Bewerbung. Und plötzlich fehlen vielleicht genau die, die man eigentlich halten wollte.
💡 Mein Impuls: Wenn eine gravierende Veränderungsankündigung schon im Dezember sein muss, dann zumindest so früh, dass ein Raum für kollektive Verarbeitung bleibt. Noch besser: Januar.
Denn psychologische Sicherheit ist kein Weihnachtsmärchen – sondern Führungspflicht.
👉 Wie hältst Du es mit Veränderungskommunikation vor Feiertagen? Schon mal erlebt – als Führungskraft oder Betroffene:r?
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