„Also ich treffe meine Entscheidungen immer total rational.“ Mmmmh. Denn insbesondere bei Entscheidungen unter Unsicherheit gilt dies nicht. Schon Kahneman und Tversky zeigten, dass Emotionen oft einen viel größeren Einfluss auf unsere Entscheidungen haben als rationale Überlegungen. Meine Lieblingsanekdote dazu ist, dass selbst Investmentbanker wesentlich konservativere Entscheidungen treffen, wenn einfach nur in ihrem Raum Pupsspray versprüht wird. Danke Dirk W. Eilert für die Anekdote.
Emotionen in Entscheidungen sind einen tieferen Blick wert:
💫Emotionale Verzerrungen: Kahneman und Tversky haben in ihrer „Prospect Theory“ nachgewiesen, dass die Angst vor Verlusten oft unsere Entscheidungen mehr beeinflusst als die Aussicht auf Gewinne. Neuere Studien zeigen, dass Verlustaversion auch in sozialen und emotionalen Situationen auftritt.
💫Kognitive Verzerrungen: Heuristiken, also mentale Abkürzungen, die wir verwenden, um schnelle Entscheidungen zu treffen, können zu irrationalen Ergebnissen führen. Heuristiken können dazu führen, dass wir wichtige Informationen ignorieren oder falsch interpretieren. Beispielsweise neigen wir dazu, uns an negative Erfahrungen zu erinnern und diese überproportional in unsere Entscheidungsfindung einzubeziehen.
💫Emotionale Beeinflussung
Aktuelle Forschung zeigt, dass Emotionen unsere Entscheidungen direkt beeinflussen und unser Urteilsvermögen in sozialen Kontexten prägen. Studien haben gezeigt, dass verärgerte oder traurige Personen eher unfaire Angebote ablehnen (Hewig et al., 2011).
Meine Tipps,um Emotionen, Heuristiken und Verzerrungen bewusster in Entscheidungsprozesse zu integrieren:
⭐ Sich der eigenen kognitiven Verzerrungen bewusst zu werden, ist ein Anfang. Ich mag auch anonyme / gleichzeitige Abstimmungen oder schriftliches Festhalten der initialen Gedanken aller. Bye bye Anker.
⭐Eine Umgebung schaffen, in der sich alle Teammitglieder wohlfühlen, ihre Emotionen zu Entscheidungen offen zu teilen. Regelmäßige (Emotional) Check-ins helfen – da gibt es viele Tools von Blob, Sheep Check In bis zu RULER.
⭐ Emotionale Perspektiven einbeziehen:
Mein 11jähriger Sohn hat mir gezeigt, dass „Emotionen“ in jede gewichtete Entscheidungstabelle gehören.
Huberman hatte einen guten Tipp in der Folge mit Ethan Kross im November: Bei „großen“ Entscheidungen einen kompletten Tag durchspielen, in dem die Entscheidung bereits getroffen ist. Hilft die Auswirkungen einer Entscheidung auf alle Lebensbereiche zu “fühlen“.
⭐ Risikobewertung anpassen: Wo entscheide ich „zu schnell“ und wo brauche ich langsames Denken, mehr Daten und Fakten, Blicke von außen, die Haltung andere Meinungen als Hinweis anzunehmen und zu integrieren (und nicht einfach abzubügeln)?
P.S. Willkommen zum diesjährigen ⭐ Adventskalender ⭐ – diesmal dreht sich alles um spannende Studienerkenntnisse mit direkten Tipps für Zusammenarbeit, Führung und Veränderung. Folgt mir gerne über die Glocke für alle weiteren Tage.