Tight Loose Tight – Orientierung geben, Vertrauen leben, Verantwortung fördern

Wie viel Freiheit braucht gute Führung? Und wie viel Klarheit?

Diese Frage höre ich oft von meinen Coachees. Meist in Momenten, in denen Komplexität auf Unsicherheit trifft. Wenn Teams sich neu formieren. Wenn Transformationen Fahrt aufnehmen. Wenn alte Strukturen bröckeln, aber neue noch nicht tragen. Genau hier wirkt ein Konzept, das auf leise Weise  zum Gamechanger wird: Tight Loose Tight.

Ursprünglich entwickelt von dem norwegischen Organisationsentwickler Rune Ulvnes, in Deutschland eingeführt durch meine Netzwerkkollegin Susanne Ringen, durfte ich mich als erste zertifizierte Tight Loose Tight-Trainerin in Deutschland intensiv mit dem Ansatz auseinandersetzen. Und ich kann sagen: Noch nie hat mir ein so einfaches Prinzip so viel Orientierung gegeben. Für mich. Für meine Klient:innen. Für Organisationen im Wandel.

Was steckt dahinter?

Tight Loose Tight beschreibt eine Führungslogik in drei klaren Phasen:

  1. Tight: Klare Erwartungen. Eindeutige Ziele. Gemeinsame Hypothesenbildung. Was soll erreicht werden?
  2. Loose: Vertrauen. Verantwortung. Wie der Weg dorthin aussieht, wird dem Team überlassen.
  3. Tight: Verbindlichkeit. Reflexion. Haben wir geliefert, was vereinbart war? Und vor allem: haben wir das erreicht, was wir uns in der Wertschöpfung vorgenommen haben. Auch und vor allem im Außen für unsere Kunden.

Was simpel klingt, ist in der Umsetzung hochwirksam. Denn es schafft psychologische Sicherheit und Verantwortungsübernahme. Zwei Faktoren, die laut Google-Studie Project Aristotle entscheidend für Hochleistungsteams sind. Und noch mehr: Es fördert Lernen durch Hypothesentestung, integriert Nutzerfeedback und schafft einen klaren Rahmen für Experimente – alles, was moderne Organisationen brauchen.

Agil, aber anders. Und manchmal wirksamer.

Ja, Tight Loose Tight erinnert an Agilität. Ist es auch. Nur anders. Statt auf Methoden, Rollen und Frameworks zu setzen, fokussiert es auf Haltung, Wirkung und Klarheit. Ohne Buzzwords. Ohne Methodenzwang.

Tight Loose Tight fragt nicht: „Scrum oder Kanban?“, sondern: „Was ist das Ziel? Wie viel Verantwortung kann das Team jetzt im Moment tragen? Und wie stellen wir sicher, dass wir Wirkung erzielen?“ Es geht nicht um Tools. Es geht um Führungsverhalten, das sich an der Wertschöpfung orientiert.

Führung in sich transformierenden Organisationen: ein echtes TLT-Geschenk

Gerade in komplexen Transformationsphasen – wenn sich Strukturen im Umbau befinden, Rollen noch nicht geklärt sind, neue Teams zusammenfinden – zeigt sich die Stärke des Modells. Viel Veränderung, viel Unbekanntes, viel Bewegung.Hier wirkt Tight Loose Tight wie ein Gerüst, das Stabilität gibt, ohne Enge zu erzeugen. Teams bekommen Orientierung, ohne mikrogemanagt zu werden. Führungskräfte behalten Steuerung, ohne in alte Kontrollmuster zu verfallen.

Besonders gut funktioniert der Ansatz dort, wo Organisationen sich prozessorientiert an der Wertschöpfung ausrichten – wie zum Beispiel mit dem unFIX-Modell oder ähnlichen Bausteinen. Dazu durfte ich auch schon gemeinsam mit Rune Ulvnes in Norwegen seine Kunden als Kombination trainieren und das Feedback zur Kombination war überwältigend gut. Tight Loose Tight schafft hier die passende Führungsarchitektur: Klarheit für das „Wozu“, Verantwortung für das „Wie“ und Reflexion für das „Was ist geworden“.

Erlebt, erlebt, erlebt. Und immer wieder begeistert.

Ob im Einzelcoaching, in Führungstrainings und Impulsen, in Team-Workshops oder in der OE-Begleitung: Kaum ein anderes Modell bringt so schnell so viel Klarheit. Meine Klient:innen nutzen es zur Selbstreflexion: „Wann ist mein Part als Führungskraft tight? Wo darf ich loslassen? Wo brauche ich mehr Verbindlichkeit?“

In Projektteams wirkt es wie ein Katalysator: Ziel klären, loslassen, reflektieren. Gerade in iterativen Prozessen. Gerade bei der Teamneugründung. Gerade wenn vieles gleichzeitig passiert.

Und ja: Auch in der Kommunikation hilft das Modell enorm. Für die Reflexion, worauf sich Menschen in der Kommunikation fokussieren. Es strukturiert Gespräche, schafft Erwartungen, reduziert Missverständnisse.

Was die Wissenschaft sagt

Tight Loose Tight vereint zentrale Prinzipien der Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan):

Diese drei psychologischen Grundbedürfnisse fördern intrinsische Motivation und Leistung. Studien zeigen: Wenn sie erfüllt sind, steigt nicht nur die Zufriedenheit – auch Innovationskraft, Verantwortungsübernahme und Zusammenarbeit nehmen zu (Ryan & Deci, 2000).

Auch Klaus Grawe bestätigt mit seinem Konsistenzmodell aus der Neuropsycholigie, wie bedeutsam Kongruenz von Erwartungen, Autonomieerleben und Bindung für psychische Gesundheit und Leistung ist. Tight Loose Tight adressiert genau diese Punkte: Es reduziert Ambiguität, gibt Sicherheit, erhöht Handlungsfähigkeit und stärkt soziale Kohärenz in Teams.

Mehr als nur drei Worte: Was noch dahinterliegt

Wer tiefer eintaucht, entdeckt schnell, dass Tight Loose Tight weit mehr ist als ein Dreiklang. Es basiert auf einem differenzierten Verständnis von Alignment Levels – vom individuellen Ziel bis zur Wirkung auf Gesellschaft und Nutzer:innen. Und es unterscheidet zwischen Purpose Goals (lernorientiert, unsicher, explorativ) und Loyalty Goals (umsetzungsorientiert, erprobt, stabil. Es arbeitet mit Hypothesen und tatsächlicher Wirksamkeit. Ihr seid Data Driven Company und trefft datenunterstützte Entscheidungen? Dann ist Tight Loose Tight perfekt für Euch.

Diese Differenzierung schafft Führung auf Augenhöhe, die sowohl Orientierung gibt als auch Entwicklung ermöglicht. Wer mag, kann das in Trainings vertiefen. Hier nur so viel: Tight Loose Tight ist kein Tool. Es ist eine Haltung mit Struktur.

Fazit: Einfach. Klar. Wirksam. Und menschlich.

Tight Loose Tight ist für mich mehr als ein Modell. Es ist ein Klarheitswerkzeug. Ein Lernverstärker. Ein Kulturveränderer. Und ein echtes Geschenk für alle, die in komplexen Zeiten führen, begleiten oder entwickeln.

Es passt zu agilen Settings. Es passt zu klassischer Projektarbeit. Zu jeden Führungs- und Teamalltag. Es passt zur systemischen Organisationsentwicklung. Und vor allem: Es passt zu Menschen. Für alle Führungskräfte, die sich entwickeln wollen. Und gerne passendes Feedback von ihren Teams bekommen wollen. Mit Tight Loose Tight ist auch das wirklich leicht möglich und wird oft von meinen Führungskräften in der Begleitung genutzt.

Neugierig geworden?

Ich bilde auch zu Tight Loose Tight aus und begleite Teams, Führungskräfte und Organisationen dabei, das Modell für sich wirksam einzusetzen.

Schreib mir gerne, wenn du mehr erfahren willst. Oder berichte mir:

Wo hast du Tight Loose Tight vielleicht schon unbewusst genutzt? Und was hat es bewirkt?

Titelbild: https://www.cowork.no/blogg/how-to-start-with-tight-loose-tight

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