„Das war wieder nicht gut genug.“
„Wenn ich einen Fehler mache, verliere ich sofort an Ansehen.“
„Ich darf keine Schwäche zeigen.“
Kommen dir solche Sätze bekannt vor?
(Post 3 der Serie: Die 8 Archetypen der inneren Sprache)
Ich erinnere mich noch an eine Expertin, die nach einer gelungenen Auftaktveranstaltung zu mir sagte: „Das und das hätte ich besser machen müssen“, während alle anderen begeistert von dem Tag waren.

Woher rührt das „Selbstkleinmachen“ und die Kritik an sich selbst? Diese Stimme hat eine wichtige Funktion – sie wollte evolutionär das Überleben in Hierarchien sichern.
👉 Wer sich selbst streng beurteilte, vermied Fehler – und so die Gefahr, im Ansehen der Gruppe zu sinken oder gar Bestraft zu werden.
👉In einer hierarchischen Gruppe konnte es tödlich sein, den Anführer herauszufordern. Innere Selbstkritik half, sich selbst kleinzuhalten und sozial akzeptabel zu bleiben. So sicherte man den Status und das soziale Gefüge in der Gruppe.
👉 Und auch: Wer sich antrieb, konnte Leistung zeigen und sich wiederum höheren Status sichern.

Neuropsychologisch sind hier der anteriore cinguläre Cortex (Fehlerdetektion) und das dopaminerge System(Lernen durch Belohnung/Strafe) am Werk.
Das Bedürfnis dahinter: Anerkennung, Status, Selbstwert, Akzeptanz.

Was hören wir in Organisationen?
„Wir hätten das viel professioneller machen müssen.“ → Bedürfnis nach Anerkennung und Verbesserung
„Ich arbeite noch zu langsam.“ → Angst vor Statusverlust.

Selbstkritik klingt streng – gleichzeitig ist sie ein Versuch, sich abzusichern und dazugehören zu dürfen.

Transformationspfad:
Adaptiv: Selbstkritik in Maßen fördert Disziplin, Reflexion, Lernfähigkeit.
Maladaptiv: Selbstabwertung, Perfektionismus, Burnout.
Transformativ: Die innere Kritiker-Stimme als Mentor-Stimme nutzen:
👉 „Was kann ich daraus lernen?“
👉 „Wie kann ich es nächstes Mal konstruktiv besser machen?“

Praxisimpulse für den Alltag:
👉 Im Coaching: Innere Kritiker externalisieren (zum Beispiel in der Teilearbeit), wo ist da Mentorenenergie? Arbeit mit dem inneren Familiensystem ist auch teils nützlich.
👉 In Führung: Brené Brown zeigt in „Dare to Lead“, dass wirksame Führung aus Verletzlichkeit und Mut entsteht. Wer Unsicherheiten oder eigene Schwächen offen teilt, schafft Vertrauen. Das kontert den inneren Kritiker – und macht echte Verbindung möglich.
👉 In Change: Selbstkritische Teams nutzen ihre Energie, um hohe Qualität zu sichern. Gleichzeitig den Fokus auf Quick Wins lenken.

„Wo ist Selbstkritik und Antrieb für dich eine Ressource – und wann kippt es bei dir oder in deinem Team ins Bremsende?“

Dieser Post ist Teil meiner Serie zu den 8 Archetypen der inneren Sprache.
Warum ich das Modell entwickelt habe? Weil genau diese Stimmen zeigen, was Menschen im Coaching, in Führung und in Change wirklich brauchen. Dazu gibt es Keynotes, Workshops, Fortbildungen & Organisationsbegleitung.

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