In Veränderung erwarten Menschen von Führung oft Antworten. Doch die eigentliche Bewegung entsteht nicht durch die Antwort – sondern durch die Frage. Neugier öffnet Räume, schafft Vertrauen und transformiert Widerstand.
Diese Woche hab ich einen spannenden Podcast mit Entwicklungspsychologin Niobe Way (NYU, „Rebels with a Cause“) gehört über die Forschung zu Interpersonal Curiosity, sehr gedankenanregend.
Die Forschung von Way zeigt: Jungen beginnen in der Kindheit mit tiefen, neugierigen Freundschaften. Mit der Jugend verändert sich das: Nähe und Fragen werden abgewertet, Distanz und Härte gelten als „männlicher“. Freundschaften verlieren an Tiefe. Dieses Muster wirkt bis ins Erwachsenenalter und spiegelt sich oft in Kulturen und damit Organisationen: Wissen wird belohnt, Fragen gelten oft als Unsicherheit.
Genau hier liegt der Hebel. Gerade im Change sind gute Fragen wertvoller als schnelle Antworten. Sie öffnen Perspektiven, die wir mit reinem Faktenwissen nie sehen würden. Sie zeigen echtes Interesse, verhindern vorschnelle Urteile und machen Neues möglich. Trotzdem hängt es von der Kultur ab, ob Fragen (innerlich) „zugelassen oder sanktioniert“ werden. Manche Firmen pflegen eine Curiosity Culture, andere werten Fragen ab – und blockieren damit Veränderung. Ich nehme das immer wieder wahr, wenn ich in Trainings Führungskräfte Mitarbeitendengespräche probehalber NUR in Fragen führen lasse. Das sehr wirkungsvolle „Wer fragt, der führt“ stößt dabei öfter auf innere und äußere Widerstände.
Fünf konkrete Tipps, wie Führungskräfte Neugier fördern können:
⭐ Meetings mit Fragen starten – Sowohl gute Check-In-Fragen (wie in meinem Kartenset für meine Kunden) und auch „Was übersehen wir gerade?“ Antoworten gern sichtbar sammeln.
⭐ Fragen belohnen, nicht nur Lösungen – öffentlich anerkennen.
⭐ Eigene Neugier sichtbar machen – laut nachdenken: „Ich frage mich…“.
⭐ Curious Listening trainieren – drei Fragen stellen, bevor man selbst Position bezieht.
⭐ Neuropsychologie nutzen – erklären, wie Neugier im Gehirn Belohnungssysteme aktiviert, Stress reduziert und Kreativität fördert.
Meine Erfahrung: Sobald Führungskräfte diesen Modus üben, gewinnt es an Dynamik. Teams spüren, dass echtes Interesse da ist – und beginnen, sich einzubringen. Change wird leichter, weil nicht Überzeugung, sondern Verbindung entsteht.
Neugier ist ein strategischer Hebel. Sie verbindet, wo Distanz droht. Sie öffnet, wo Strukturen verhärten. Und sie bringt das Potenzial zurück, das wir als Kinder alle hatten – bevor Kultur uns beigebracht hat, dass Antworten mehr wert sind als Fragen.
Frage an dich: In welcher Situation hat Neugier in deinem Change mehr bewirkt als jedes fertige Konzept?
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