Wenn das Außen zu einem stärkeren „Wir-Gefühl“ im Inneren führt. Mein kanadisches Ingroup-Outgroup-Erlebnis.

Wir waren grad fast drei Wochen in Canada bei und mit meiner Familie.

Meine Erkenntnisse nach der Zeit: wie fast überall bestimmt die US-amerikanische Politik hier den Alltag, gefühlt wesentlich mehr als noch in Europa. Seit 29 Jahren erlebe ich Canada durchaus im Inneren gespalten – frankophone gegen englische Provinzen, Ontario mit den meisten Einwohnern und daher mit mehr Stimmrechten (was im Westen des Landes meist nicht so gut ankommt), meine Heimat Alberta als größte verdienende Provinz (Öl und Gas lässt grüßen), in der viele meckern, mehr Geld an die anderen Provinzen abgeben zu müssen.
Doch diesmal sind die Stimmen in den Gesprächen mit Familie und Freunden leiser. Viel leiser.

Die Kanadier stehen zusammen – Trumps Entscheidungen jenseits der Grenze lassen grüßen. Überall: Plakate mit „Buy Local“. An Regalen und Produkten eine Flut kleiner Maple Leafs 🍁. Sogar McDonalds wirbt hier mit 100% Canadian Beef, Chicken und Co auf Lastwagen und Billboards. Und das von DEM 🇺🇸Symbolunternehmen.

In einigen Provinzen sind über Nacht die US-amerikanischen Alkoholika aus den Regalen verschwunden, in Alberta stocken die Menschen grad ihre Vorräte diesbezüglich auf, denn nachgelegt wird auch hier nicht mehr.
Sprich: Jede❗️Kaufentscheidung wird politisch. Und sehr genau geschaut (könnten wir uns vielleicht in Europa ein Beispiel dran nehmen?). Urlaube in die USA abgesagt (klar, die Währungsrate tut ihres noch dazu). Die Witze über die Amerikaner nehmen zu – meist ist es Humor, manchmal Abwertung, selten Angst.

Ein wundervolles Beispiel für das Ingroup-Outgroup-Phänomen:
Menschen fühlen sich einer Gruppe (etwa einem Team, einer kulturellen Gemeinschaft oder in dem Fall Nation) zugehörig und entwickeln ein „Wir-Gefühl“. Dieses Gefühl kann zu einem stärkeren Zusammenhalt innerhalb der Ingroup führen – gleichzeitig aber auch zu einer vermehrten Abgrenzung gegenüber der Outgroup – bis hin zur Abwertung. Die Unterscheidung zwischen „uns“ und „den anderen“ kann subtil sein, wie in humorvollen Stereotypen, oder auch tiefgreifender, wenn es um politische oder wirtschaftliche Konkurrenz geht.
Trump schafft also aus dem Außen ein neues Wir-Gefühl, ein starkes Zusammenstehen. Und das Canada 51. Staat der USA wird bleibt (Gott sei Dank) so definitiv noch mehr ausgeschlossen.

Kennt ihr das Phänomen aus Euren Organisationen?

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