Wenn ich mich noch mehr anpasse, bekomme ich einen Preis für Tarnung.“
„Ich hoffe, die Kaffeemaschine übersteht diesen Change – sonst sind wir verloren.“
Kommen dir solche Sätze bekannt vor?
(Humor & Selbstironie, Post 7 der Serie: Die 8 Archetypen der inneren Sprache)
Ich liebe Humor, vor allem im Change. Er löst Spannung, bringt Leichtigkeit, schafft Verbindung. Und gleichzeitig: Humor kann auch trennen oder verletzen. Ich habe schon Teams erlebt, in denen Witze die eigentliche Unsicherheit überdeckten – wo Ironie zur Schutzschicht wurde.
Das Spannende ist:
Humor ist tief in unserer Biologie verankert. Die Neurowissenschaftlerin Sophie Scott beschreibt Lachen als soziales Signal, das Bindung stärkt und das Stresssystem beruhigt.
👉 Wenn wir miteinander lachen, sinkt der Cortisolspiegel.
👉 Das Gehirn schüttet Dopamin und Endorphine aus.
👉 Und vor allem: Wir fühlen uns einander näher.
Lachen ist – im besten Sinne – ko-regulative Gruppenintelligenz.
Doch Humor hat zwei Gesichter.
Die Forschung von Jamil Zaki (Stanford University) zeigt, dass Ironie und Sarkasmus kippen können: Positiv genutzt, fördern sie Perspektivwechsel und Intelligenz. Negativ eingesetzt, schaffen sie Distanz und Misstrauen.
Evolutionär betrachtet:
Humor war ein Hierarchie-Puffer. In Stammesgruppen half er, Spannungen zu lösen, Statuskonflikte spielerisch abzubauen.
👉 Lachen sicherte das Überleben der Gemeinschaft.
👉 Wer mitlachte, gehörte dazu.
Neurobiologisch arbeiten dabei der präfrontale Kortex (kognitive Bewertung), das Belohnungssystem (Dopamin) und das limbische System zusammen.
Das Bedürfnis dahinter: Freude, Verbindung, Akzeptanz.
Was höre ich in Organisationen?
„Humor hilft uns, das Ganze nicht zu ernst zu nehmen.“ → Bedürfnis nach Leichtigkeit.
„Na ja, das war wohl wieder typisch Führung…“ → Ironische Abwehr, verdeckte Kritik.
Transformationspfad:
Adaptiv: Humor schafft Nähe, erleichtert Spannung, öffnet Räume.
Maladaptiv: Zynismus, Sarkasmus, verdeckte Abwertung.
Transformativ: Humor als empathisches Werkzeug – nicht über andere, sondern mit anderen lachen.
Praxisimpulse für den Alltag:
👉 Im Coaching: Humor nutzen, um Perspektiven zu öffnen – und zugleich spüren: Wann dient Lachen der Erleichterung, wann der Vermeidung?
👉 In Führung: Selbstironie ist Stärke. Sie signalisiert Sicherheit und Menschlichkeit. Wer über sich lachen kann, schafft Vertrauen.
👉 In Change: Humor gezielt einsetzen (siehe Post letztens). Gleichzeitig zynische Untertöne wahrnehmen und besprechen.
Humor ist eine Ressource – und ein Seismograph.
Er zeigt, wie viel Nähe, Vertrauen und Sicherheit gerade im Raum ist.
Wenn wir lernen, ihn achtsam zu nutzen, wird er zum Katalysator für Leichtigkeit, Mut und Verbindung in Veränderung.
Wann war Lachen in deinem Team zuletzt ein echter Brückenmoment ?
Dieser Post ist Teil meiner Serie zu den 8 Archetypen der inneren Sprache.