Die Lehmschicht im Change Ein Vorteil meines Berufs ist ja, dass ich intensiv mit allen Hierarchieebenen in Workshops, Coachings, Fokusgruppen oder Change-Retros arbeite. Eines fällt mir dabei öfter auf – insbesondere im Change- und Transformationskontext – schuld fürs Nicht-Gelingen oder Nicht-Vorankommen seien oft die mittleren Führungskräfte. Die Lehmschicht. Aka Lähm-Schicht. Sozusagen „Schuld sind immer die anderen“ – halt gesteigert. Der von oben angeordnete Change klappt nicht? Liegt an der Lehmschicht. Die von unten angestoßene Initiative versiegt? Liegt an der Lehmschicht. Ich will das nicht von der Hand weisen, dass das auch passiert, diese Wahrnehmung kommt ja nicht von ungefähr und lässt sich auch teils echt beobachten. Was ich allerdings auch wahrnehme: tolle Führungskräfte in diesen besagten mittleren Schichten, die versuchen diesen ganzen Rollenanteilen in der Führung, wechselnden Strategien im Change, herausfordernden Situationen, wegbrechenden Mitarbeitenden etc. gerecht zu werden. Die beengte Ressourcen und Zeit für das alles haben. Die sich selbst reflektieren und nach neuen Wegen suchen. Ihr Team mit allen Mitteln unterstützen und gut führen wollen. Mit denen wir im Coaching herausfinden, dass die zementiert scheinenden Strukturen, in denen sie wirken, gar nicht viel Bewegungsspielraum zulassen. Und dass es genau darum geht, Strukturen zu hinterfragen. Was aber gar nicht so leicht ist, wenn sie schon bei gefühlt 120 bis 150 Prozent gefühlter und reeller Auslastung sind. Die bewegen wollen und vielleicht nicht können. Fingerpointing bringt uns nicht weiter. Vor allem sollte es nicht um „Schuld“ gehen – sondern um Fragen wie: Was sind die Gründe, vielleicht auch die Vorteile und Nachtteile eines „Nicht-Bewegens“? Ist es wirklich ein „Nicht-Bewegen“? Was „lohnt“ sich an Verhalten? Wofür ist das Verhalten grad nützlich? Warum können sich Menschen nicht bewegen, obwohl sie wollen? Was braucht es, um anders zu werden? Welche Systeme und Strukturen müssen wir für echten Wandel gleichzeitig anpassen? Wir brauchen einen weiteren Blick auf den Ebenen III System – Struktur  III Teamdynamik – Kollektiver Konstruktivismus – Habitualisierung III Psychologie – Persönlichkeit -Haltung III, um das Thema zu lösen. Und das fängt damit an, die Verantwortung nicht auf einzelne oder Gruppen zu schieben, sondern zusammen die Antworten und Lösungen zu suchen. Miteinander sprechen, fragen, zuhören. Gemeinsam Lösungen entwickeln. Gilt übrigens für alle hierarchischen Ebenen, über die man schnell gern mal herzieht. Und hoffentlich irgendwann nicht mehr.